SchülerInnen sitzen auf dem Boden

Was soll und kann Mathematikunterricht in der gymnasialen Oberstufe leisten?

Ein aktueller Sammelband stößt die (erneute) wissenschaftliche Auseinandersetzung rund um ein vernachlässigtes Thema an
SchülerInnen sitzen auf dem Boden
Foto: Bild von lookstudio auf Freepik
  • Liberty
  • Abteilung Didaktik allgemein
  • Didaktik der Mathematik

Meldung vom: | Verfasser/in: Constanze Schadl

Buchcover Das Fach Mathematik in der gymnasialen Oberstufe

Grafik: Waxmann-Verlag

Die gymnasiale Oberstufe erfuhr in den letzten Jahrzehnten einen stetigen Zulauf, sodass die Abiturientenquote eines Altersjahrgangs heutzutage in Deutschland etwa 40 Prozent beträgt. In Thüringen lag dieser Wert 2021 mit 36% zwar noch etwas niedriger, aber auch hier ist stetiger Zuwachs zu erkennen.

Die gymnasiale Oberstufe nimmt daher einen immer bedeutenderen Platz im institutionalisierten schulischen Bildungsangebot ein. Gemessen daran ist die Forschung zu dieser Bildungsetappe derzeit unterentwickelt. Eine (erneute) wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Bildungszielen und den Wirkungen des Unterrichts in der gymnasialen Oberstufe wäre daher erstrebenswert.

Vor diesem Hintergrund widmet sich dieser Sammelband aus einer fachbezogenen Perspektive dem „Fach Mathematik in der gymnasialen Oberstufe“. Hierzu wird den Fragen nachgegangen, welchen Beitrag das Fach Mathematik für die Trias der Bildungsziele (Vertiefte Allgemeinbildung, Wissenschaftspropädeutik und Studierfähigkeit) leisten kann, welche empirischen Ergebnisse zu mathematikspezifischen Bildungszielen und zum Mathematikunterricht in der gymnasialen Oberstufe vorliegen und wie das Fach Mathematik in der Upper Secondary School in anderen europäischen Ländern gestaltet ist. Abgerundet wird der Sammelband durch drei Diskussionsbeiträge aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven.

Den Herausgebenden, Tobias Rolfes, Stefanie Rach, Stefan Ufer und Aiso Heinze, die in vier verschiedenen Bundesländern Professuren für Mathematikdidaktik leiten, ist mit dem Sammelband eine einzigartige Zusammenstellung gelungen, die einen weiten Bogen von bildungstheoretischen, konzeptionellen bis hin zu empirischen Ergebnissen spannt. Anders als die disziplinäre Verankerung der Herausgebenden und der Fokus auf das Fach Mathematik vermuten lässt, finden sich im Sammelband Beiträge von Personen aus verschiedensten Forschungsfeldern, was die Wichtigkeit des Themas untermauert - und gleichzeitig viele Anknüpfungspunkte auch für andere Fächer als die Mathematik aufzeigt.

 

Für mich ist das Buch quasi ein Kompendium. Beeindruckend, wie in den verschiedenen Perspektiven deutlich wird, warum wir dringend eine Diskussion über die gymnasiale Oberstufe und ihre Zielsetzungen brauchen. Für Mathematik arbeitet das Buch den aktuellen Stand im Detail auf und lässt dabei auch Problemlagen nicht unberücksichtigt. Es gibt viel zu tun.

Anke Lindmeier

Die Jenaer Professorin für Mathematikdidaktik, Anke Lindmeier,  steuerte ein Grundsatzkapitel "Mathematische Bildung in der digitalen Welt. Ist die traditionelle Trias der Bildungsziele für die gymnasiale Oberstufe noch zeitgemäß?"pdf, 893 kb zum Sammelband bei. Sie arbeitet dabei die Genese verschiedene Verständnisse von Bildungszielen mit Bezug zur Digitalisierung auf und setzt sie mit Zielen des Mathematikunterrichts in Beziehung. Dabei wird deutlich, welche Beiträge Mathematikunterricht in der gymnasialen Oberstufe zu den speziellen, aber auch allgemeineren dieser Bildungsziele leisten kann.

Unsere Empfehlung: Legen Sie sich den Band unbedingt auf Ihre Leseliste!

Diese Meldung basiert in Teilen auf Material des Waxmann-Verlags.

Information

Der Sammelband ist Open Access bei Waxmann erschienen und steht hier zum DownloadExterner Link bereit.