Ausgezeichnet! - Dissertationspreis für Untersuchung zu Lerngelegenheiten im Mathematik-Lehramtsstudium

Die Promotionsarbeit von Dr. Birke-Johanna Weber, die unter der Betreuung von Prof. Anke Lindmeier im Forschungsfeld der Mathematikdidaktik entstanden ist, wurde von ihrer Heimatuniversität in Kiel als preiswürdig geehrt
  • Abteilung Didaktik allgemein
  • Didaktik der Mathematik

Meldung vom: | Verfasser/in: A. Lindmeier

Dr. Birke-Johanna Weber
Dr. Birke-Johanna Weber
Foto: Studioline

Dr. Birke-Johanna Weber, die Ihre Promotionsarbeiten unter Betreuung von Prof. Dr. Anke Lindmeier  an deren früheren Wirkungsort in Kiel abgeschlossen hat, wurde für ihre herausragende Dissertation mit dem Fakultätspreis 2022 der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ausgezeichnet. Unter dem Titel "Der Übergang von der Schule zur Hochschule. Ansätze zur Minderung von Diskontinuitätserfahrungen in der Studieneingangsphase mathematischer Studiengänge" promovierte Dr. Weber zu der Frage, wie Studienanfängerinnen und Studienanfänger beim Übergang von der Schule in mathematische Studiengänge an Hochschulen unterstützt werden können.

Der Übergang von der Schule in ein Studium mit hohem Mathematikanteil stellt für viele Studienanfängerinnen und Studienanfänger eine große Herausforderung dar und führt deshalb zu vergleichsweise hohen Studienabbruchquoten. Birke Weber nutzt in ihrer Arbeit ein Modell der Person-Umwelt-Passung, in dem fachliche Diskrepanzen zwischen schulischer und akademischer Mathematik als ein erklärender Faktor für diese Herausforderungen gefasst werden. Mit Hilfe verschiedener empirischer Studien trägt sie zum Verständnis von Übergangsschwierigkeiten und mithilfe von selbstentwickelten hochschuldidaktischen Ansätzen zu deren Minderung bei. Einen besonderen Fokus legt Dr. Weber dabei auf die Lehramtsausbildung im Fach Mathematik, da Lehramtsstudierende von den fachlichen Diskrepanzen zwischen schulischer und akademischer Mathematik in gewisser Weise doppelt betroffen sind. Einerseits treffen sie wie die Studierenden in den anderen MINT-Studiengängen auf die genannten Herausforderungen zu Studienbeginn. Andererseits sind sie durch ihr Berufsziel, Mathematiklehrkraft zu werden, aber auch auf der Ebene der Studienmotivation betroffen, da sie in den Fachveranstaltungen zur Mathematik nur wenig Berührungspunkte zu ihrem späteren Berufsfeld der Schulmathematik erkennen.

Im Rahmen ihrer Dissertation hat Dr. Weber unter anderem innovative Lernangebote (sog. „Lehramtsaufgaben“) entwickelt und im Rahmen von Lehrveranstaltungen am Mathematischen Seminar der CAU eingesetzt und untersucht. Sie konnte bei den Lehramtsstudierenden Effekte auf die Wahrnehmung der fachlichen Diskontinuität im Übergang Schule-Hochschule in der Studieneingangsphase aufzeigen. Ihre Ergebnisse erlauben es, Hinweise für die Gestaltung und den Einsatz von Lehramtsaufgaben abzuleiten und können von Universitäten genutzt werden, die mathematischen Lehrangebote besser an die Lernausgangslage und die Bedürfnisse der Studierenden anzupassen.

Die Arbeit, die in einer Kooperation des IPN - Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und MathematikExterner Link und der CAU Kiel entstanden ist und von Prof. Dr. Aiso Heinze cobetreut wurde, leistet daher einen wichtigen Beitrag zu hochschuldidaktischen Fragen, die gerade in Zeiten des Lehrkräftemangels an Wichtigkeit gewinnen. Prof. Dr. Anke Lindmeier  gratuliert ihrer ehemaligen Doktorandin herzlich, die mit dem Fakultätenpreis übrigens bereits zum zweiten Mal für herausragende Leistungen geehrte wurde (2019: IPN-Preis für herausragende empirische Abschlussarbeiten aus dem Bereich der Didaktik der Naturwissenschaften und Mathematik). 

Für mich ist diese Arbeit wirklich eine aussergewöhnliche Leistung: Birke Weber schafft es, relevante, aber schwierig zu bearbeitende Probleme der Studieneingangsphase systematisch zu bearbeiten, dabei besonders die Sichten der Lernenden in den Blick zu nehmen, aber ohne die Fachlichkeit preiszugeben. Chapeau. Es war eine große Freude, sie seit dem Studium zu begleiten und sie auf dem Weg in die Wissenschaft zu unterstützen.

Prof. Dr. Anke Lindmeier (Uni Jena) 

(Diese Pressemitteilung wurde mit Material vom IPN Kiel sowie der CAU Kiel erstellt.)

Kurzporträit der ausgezeichneten Arbeit

Titel: "Der Übergang von der Schule zur Hochschule. Ansätze zur Minderung von Diskontinuitätserfahrungen in der Studieneingangsphase mathematischer Studiengänge"

Viele Studierende mathematischer Studiengänge zeigen aufgrund des differierenden Charakters von Schul- und Hochschulmathematik Schwierigkeiten, die am Übergang Schule–Hochschule benötigten mathematischen Lernvoraussetzungen zu erfüllen. Lehramtsstudierende der Mathematik sehen sich zusätzlich mit dem Problem konfrontiert, dass sie weder am Übergang in die Hochschule noch später beim Eintritt in den Schuldienst Schul- und Hochschulmathematik miteinander in Verbindung bringen können, obgleich dies für ihren angestrebten Beruf bedeutsam wäre. Vor diesem Hintergrund fokussiert die Doktorarbeit von Dr. Birke-Johanna Weber Diskontinuitätserfahrungen zwischen Schul- und Hochschulmathematik und evaluiert Ansätze zu ihrer Minderung. Eine besondere Berücksichtigung findet das gymnasiale Lehramtsstudium Mathematik. Untersucht wird, inwiefern hier ein stärkerer Berufsbezug in fachmathematischen Lehrveranstaltungen Diskontinuitätserfahrungen auf affektiver sowie kognitiver Ebene abmildern kann.

Zugehörige Publikationen:

Weber, B.-J. & Lindmeier, A. (2022, online first). Typisierung von Aufgaben zur Verbindung zwischen schulischer und akademischer Mathematik. In V. Isaev, A. Eicher & F. Loose (Hrsg.), Professionsorientierte Fachwissenschaft (S. 95–121). Springer Spektrum. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63948-1_6Externer LinkExterner LinkExterner Link 

Weber, B.-J., Heinze, A. & Lindmeier, A. (2022). Can school-related mathematical problems affect the perceived double discontinuity? In C. Fernández, S. Llinares, Á. Gutiérrez & N. Planas (Hrsg.), Proceedings of the 45th Conference of the International Group for the Psychology of Mathematics Education (S. 314). PME.

Weber, B. J., Schumacher, M., Rolfes, T., Neumann, I., Abshagen, M., & Heinze, A. (2023). Mathematische Mindestanforderungen für ein MINT-Studium: Was können Hochschulen fordern, was sollten Schulen leisten?. Journal für Mathematik-Didaktik44(1), 83-116. https://doi.org/10.1007/s13138-022-00211-zExterner Link  

Weber, B.-J., Dreher, A., Heinze, A. & Lindmeier, A. (2021). Aufbau eines berufsspezifischen Fachwissens für Lehramtsstudierende. Mitteilungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, 29(2), 84–88. https://doi.org/10.1515/dmvm-2021-0032Externer Link 

Weber, B.-J. & Lindmeier, A. (2020). Viel Beweisen, kaum Rechnen? Gestaltungsmerkmale mathematischer Übungsaufgaben im Studium. Mathematische Semesterberichte, 67, 263–284. https://doi.org/10.1007/s00591-020-00274-4Externer Link  

 

 

Aufmachergrafik des Artikels im IPN Journal No 10
Kurz erklärt: Verbindungen zwischen Hochschulmathematik und Schulmathematik im Lehramtsstudium herstellenExterner Link
Im IPN-Journal No 10 finden Sie ab Seite 44 eine allgemeinverständliche Zusammenfassung von Kernpunkten der Arbeit. Einfach hier klicken.